Bankangestellte haben keine Lust auf Basel

Hunderte Stellen können in der Rheinstadt nicht mehr besetzt werden. Wer kann, geht nach Zürich. Diesen «Brain Drain» will man stoppen.

Bloss weg hier? Der einst ruhmreiche Bankenplatz Basel hat in den letzten 20 Jahren viel von seinem früheren Glanz verloren, und auch von seiner Macht. Die Zahl der Mitarbeiter ist in diesen zwei Dekaden stetig geschrumpft. Zuletzt hat sich die Zahl zwar stabilisiert – auf circa 6500 Vollzeitstellen –, brisant ist jedoch ein anderer Fakt: Die Banken schaffen es nicht, genügend Personal zu rekrutieren. Mehrere Hundert Stellen wären zu vergeben, stossen aber auf kein Interesse bei Arbeitnehmern.

Die Basler Bankenvereinigung sagt, dass vor allem in den Bereichen IT und Compliance ein grosses Vakuum bestehe – nebst guten Front-Leuten, die immer gefragt seien. Warum aber besteht dieses Rekrutierungsproblem? John Häfelfinger, CEO der Basellandschaftlichen Kantonalbank und Präsident der Basler Bankenvereinigung, sagt: «Die Branche hat allgemein noch immer ein Problem mit dem Image. Dieses wurde zwar in den letzten Jahren wieder besser – leidet jedoch immer noch unter dem Eindruck der Finanzkrise.» In Basel seien in dieser Phase viele Stellen verloren gegangen oder nach Zürich verlagert worden.

Tolle Karriere in der Region

Das belegen auch die Zahlen. 4200 Bankangestellte aus der Region pendeln täglich nach Zürich. Das dürften laut dem Verband mehr sein als noch vor zehn Jahren – exakte Erhebungen gibt es nicht. Zum Vergleich: Umgekehrt sind es nur rund 1000 Angestellte, die aus der restlichen Schweiz und dem Ausland nach Basel zur Arbeit kommen.

Dieser «Brain Drain» ist besorgniserregend. In den Köpfen hat sich offensichtlich der Gedanke festgesetzt, dass Basel kein attraktives Pflaster für Bankangestellte ist. Bereits im Dezember 2011 hat eine Studie des Wirtschaftswissenschaftlichen Zentrums (WWZ) der Universität Basel festgestellt, dass qualifizierte Mitarbeiter in ihrer Wahrnehmung in Basel kaum Aufstiegsmöglichkeiten hätten. Gebessert hat sich dies seither nicht, im Gegenteil.

«Wir müssen den Menschen wieder verdeutlichen: Auch in unserer Region kann man eine tolle Karriere machen.»
John Häfelfinger, Präsident der Basler Bankenvereinigung

Patrick Huber, Geschäftsführer der Basler Bankenvereinigung, sagt: «Die Jungen haben heute das Gefühl: Wer Karriere machen will, muss zwingend nach Zürich gehen.» Kommt dazu, dass der Lohn an der Limmat auch höher ist als am Rhein. Wer etwa als IT-Fachkraft die Wahl hat, geht also entweder nach Zürich oder präferiert einen Job bei einem grossen Konzern, der in Basel den Hauptsitz hat – beispielsweise in der Pharmabranche.

Diesem Zustand will die Basler Bankenvereinigung nun entgegenwirken. Häfelfinger sagt: «Wir müssen den Menschen wieder verdeutlichen: Auch in unserer Region kann man eine tolle Karriere machen.» Dafür wird nun eine Plattform entwickelt, auf der alle vakanten Jobs auf dem Basler Finanzplatz auf einen Blick zu finden sind. Huber sagt: «Die Website soll im ersten Halbjahr online gehen. Sobald dies der Fall ist, werden Pendler auch direkt mit Aktionen angesprochen.» Ob das allein für ein Umdenken bei Bankangestellten reicht, ist aber ungewiss.