Riesige Summen wurden spektakulär erbeutet, die Täter aber praktisch immer gefasst

Von Felix Erbacher

Basel. Die Geschichte der Banküberfälle ist über 200 Jahre alt. Der erste ereignete sich wahrscheinlich in den USA. Am Morgen des 1. Septembers 1798 fehlten in einem Tresor der Bank of Pennsylvania in Philadelphia 162 821 Dollar. Das war damals eine beträchtliche Summe. Die Polizei fasste den Schuldigen Isaac Davis, der wenige Tage nach der Tat einer Gelbfieberepidemie zum Opfer fiel.

Wer kennt nicht die zahlreichen Geschichten über das Gangsterpaar Bonnie und Clyde. Die beiden verunsicherten während der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er- und im Verlauf der 1930er-Jahre den Südwesten der USA, raubten Banken aus und verursachten bei ihren Überfällen ein Chaos. Lange dauerte es, bis sie gefasst wurden. 1934 tappten sie in eine Falle. Die Fahnder feuerten aus automatischen Waffen, Schrotflinten und Pistolen 167 Kugeln auf ihren Ford. Das Gangsterpaar wurde je von 100 Kugeln durchsiebt. Bonnie wurde 24, Clyde 25 Jahre alt.

Wilde Verfolgungsjagd

Zu Berühmtheit gelangten auch zwei Deutsche, die in Basel im gleichen Jahr, als Bonnie und Clyde erschossen wurden, die Wever-Bank überfielen. Es gibt noch andere Ähnlichkeiten mit Bonnie und Clyde. Kurt Sandweg und Waldemar Velte agierten ebenso brutal und wurden im selben Jahr geboren wie die Amerikaner.

In der Schalterhalle an der Elisabethenstrasse 42 erschossen sie kaltblütig einen 25-jährigen Buchhalter und einen 42-jährigen Bankbeamten. Ihre magere Beute: 228 Franken Schweizer Silbergeld, 119 Reichsmark und 103 französische Franc plus einige Zeppelintaler. Auch sie benützten einen Ford als Fluchtfahrzeug.

Die Polizei reagierte mit einer rigorosen Suche und griff die beiden in einer Pension auf. Während der Kontrolle erschossen die Räuber zwei Polizisten schonungslos. Ein Passant verlor sein Leben, als er sich furchtlos auf die Verfolgung machte. Wieder entkamen die Banditen.

Nun begann eine Grossfahndung mit über 400 Polizisten. Als die Räuber in der Gegend von Röschenz erneut aufgegriffen wurden, mussten erneut ein Detektiv und ein junger Helfer ihr Leben lassen. Die Täter entkamen wieder, kehrten nach Basel zurück und versteckten sich im St. Margarethenpark. Dort telefonierten sie einer Bekannten und baten um Proviant. Diese kontaktierte die Polizei und verriet die beiden. Dies erkannten die eingekesselten Sandweg und Velte und beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie schossen sich gegenseitig in den Kopf.

Pensionierter für die Lok

Die Geschichte der Geldräuber ist eine illustre. Den älteren Jahrgängen in Erinnerung ist bestimmt «The Great Train Robbery» vom 8. August 1963. Das war zweifellos der Jahrhundertraub. Das Objekt der Begierde war der Postzug der britischen Royal Mail. Das Verbrechen ereignete sich bei Ledburn in der Grafschaft Buckinghamshire in England. An einer einsamen Stelle wurde der Zug durch zwei manipulierte Signale zum Stehen gebracht. Den Lokführer schlug die Bande mit einer Eisenstange nieder.

Weil der angeheuerte pensionierte Lokomotivführer aber mit der neuartigen Diesellok nicht vertraut war, rüttelten sie den bewusstlosen Lokführer wieder wach und zwangen ihn, die abgekoppelte Lok mit dem Postwagen 1200 Meter weiter zu einer Brücke zu fahren. Dort luden sie die Geldsäcke aus und verfrachteten sie in die unter der Brücke bereitstehenden Fluchtfahrzeuge. Die Beute: 2,6 Millionen Pfund, nach heutigem Wert etwa 49 Millionen Pfund oder 55 Millionen Euro. «Lausige» 330 000 Pfund konnten wiedergefunden werden.

Die vielköpfige Bande ging der Polizei ins Netz. Drei Personen, darunter der pensionierte Lokführer, blieben jedoch lange spurlos verschwunden.

Einer der Täter, Ronald Biggs, erlangte legendäre Berühmtheit. Nach einer ersten Verhaftung flüchtete er 1965 über Frankreich nach Australien und später nach Brasilien. Nachdem er sich jahrzehntelang der erneuten Verhaftung entziehen konnte, kehrte er 2001 aus gesundheitlichen Gründen nach England zurück, um den Rest seiner 30-jährigen Gefängnisstrafe anzutreten. 2009 wurde Biggs aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes begnadigt und aus der Haft entlassen. Er starb 2013 im Alter von 84 Jahren. Den Medien lieferte Biggs über Jahrzehnte regelmässigen Lesestoff.

Spielzeugpistolen in Zürich

Ein Jahrhundertraub ereignete sich freilich auch in Zürich. Am 1. September 1997 überfielen acht Männer, mit Spielzeugpistolen bewaffnet, die Fraumünsterpost. Sie verkleideten sich als Telecom-Mitarbeiter und fuhren in einem Lieferwagen zum Tatort. Dort kamen sie in nur vier Minuten zu mehreren Kisten mit 53 Millionen Franken Inhalt. Es hätte noch mehr sein können, aber für weitere 17 Millionen Franken hatten sie keinen Platz. Einen spektakuläreren Raub in der Schweizer Kriminalgeschichte gibt es nicht.

Eine Riesenbeute machten jene Räuber, die im Mai vor einem Jahr nach einem Überfall auf einen Geldtransport auf der A1 bei Nyon mit über 40 Millionen Franken flüchteten, bald aber in Frankreich verhaftet wurden. Sieben Täter zwangen den Lieferwagenfahrer, ihnen bis nach Divonne-les-Bains im benachbarten französischen Departement Ain zu folgen. Dort öffneten sie den Transporter mithilfe von Sprengsätzen, liessen die Fahrer frei und setzten den Wagen in Brand.

In den USA war es Bonnie Parker, die Frauen-Bankraubgeschichte schrieb, in Deutschland Gisela Werler. Am 29. Juli 1965 überfiel sie alleine die Filiale Elbgaustrasse der Hamburger Volksbank und erbeutete 3100 Mark. Sie machte sich einen Namen als «Banklady». Mit ihrem späteren Mann, Hermann Wittorff, verübte sie 19 Banküberfälle.

So verurteilungswürdig die aufsehenerregendsten Banküberfälle auch sind, wegen der technischen Einfälle, der Kaltblütigkeit und Kühnheit der Täter zeigen wir uns immer wieder beeindruckt. Fast bewundern wir zuweilen den einen oder anderen Raub – umso mehr, als die vom Überfall betroffenen Menschen an Leib meist keinen Schaden nahmen. Aber deren Seelen: Angestellte und Kunden erlitten häufig starke Traumata, gegen deren Folgen sie lange über den Zeitpunkt des Überfalls hinaus kämpfen mussten.

Der Spruch «Unrecht gedeiht nicht» hat sich in der langen Bankraubgeschichte stets von Neuem bewahrheitet. Fast alle Täter kamen früher oder später hinter Gitter.

Auch in der Region

Es gibt sie immer noch, die Banküberfälle, auch in der Schweiz. Die Geschichten sind nicht spektakulär, eher traurig. Der letzte in der Region ereignete sich am 8. August 2018 auf eine Filiale der Basler Kantonalbank (BKB) in Riehen. Am gleichen Tag konnte die Polizei während einer Grossfahndung den geflüchteten mutmasslichen Täter festnehmen. In diesem Jahr (Stichtag: Ende Juli) sind bereits 13 Raubüberfälle registriert worden. Alle Täter befinden sich im Gefängnis. Die Aufklärungsquote beträgt mittlerweile praktisch 100 Prozent.

Ein Bankräuber befindet sich allerdings noch auf freiem Fuss. Er überfiel vor vier Jahren in Birsfelden an der Hauptstrasse im Feierabendverkehr und hinter voll besetzter Tramhaltestelle dreist die Filiale der UBS. Viel hat er nicht ergaunert. Wie viel, will Dominique Widmer, der Sicherheitschef der Bank, nicht sagen. Immerhin: Die Beträge, die in den letzten Jahren gestohlen worden sind, lägen im Durchschnitt bei 10 000 Franken. Der Birsfelder Räuber ist der einzige der letzten Jahre, der nicht gefasst werden konnte.

Dominique Widmer sagt, dass 80 Prozent der Täter Amateure und Einzeltäter seien. Meistens handelten sie aus Verzweiflung, aus einem finanziellen Notstand heraus. Jeder Siebte will sich Mittel für die Beschaffung von Drogen besorgen. Nur fünf Prozent der Delikte fallen auf organisierte Banden zurück.

Die Zahl der Raubüberfälle schwankt stark von Jahr zu Jahr. 1955 waren es 55, drei Jahre später nicht einmal halb so viel. 2004 weniger als 10. Seit 2008 ist wieder ein steigender Trend festzustellen, wobei im vergangenen Jahr sich nur gerade neun Räuber in Szene setzten.

Hoffnung stirbt zuletzt

Die Profis wissen, dass Banken kein lukratives Tätigkeitsfeld mehr sind. Wenn überhaupt, befindet sich wenig Bargeld am Schalter. Die Tresore sind ein gutes Stück vom Schalter entfernt, wodurch die Kundenberater Zeit zum Handeln gewinnen. Die Überwachungskameras weisen eine hervorragende Bildqualität auf. All dies hindert Menschen offensichtlich nicht, ihr «Glück» stets aufs Neue zu suchen – selbst wenn jegliche Wahrscheinlichkeit gegen sie spricht und die potenzielle Beute gering ist.

Samuel Holzach, Regionaldirektor der UBS Basel und Vizepräsident der Basler Bankenvereinigung (BBVg) bestätigt: «Sicherheit wird bei uns grossgeschrieben. Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur viel in Prozesse und Abläufe investiert, um unsere Kunden und Mitarbeitende vor potenziellen physischen, aber auch Cyber-Attacken zu schützen. Auch unsere offenen modernen Geschäftsstellen sorgen für mehr Sicherheit für alle.»

Das gestrige Bankenforum bildete den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs der Basler Bankenvereinigung (BBVg). Rund 250 Bankangestellte der Region verfolgten im Basler Volkshaus das hochkarätige Podium und feierten das hundertjährige Bestehen der BBVg.

Nach der Begrüssungsansprache von Stefan Knöpfel, Präsident der BBVg, übernahm Thomas Sutter das Wort und moderierte das Bankenforum mit den Gästen Dr. Dagmar Maria Kamber Borens (COO Credit Suisse Schweiz AG), Prof. Dr. Aymo Brunetti (Geschäftsführender Direktor Departement Volkswirtschaftslehre, Universität Bern) , Dr. iur. Georg Krayer (ehem. VR-Präsident Privatbank A. Sarasin & Cie & ehem. Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung) und Walter G. Frehner (ehem. Präsident Schweizerischer Bankverein). Dabei wurde der Wandel der Bankenbranche thematisiert und die beiden Grandseigneure Krayer und Frehner gaben unterhaltsame Anekdoten aus früheren Zeiten des Basler Bankings zum Besten.

Beim anschliessenden Apéro riche trat Kilian Ziegler, Poetry Slam Schweizermeister 2018, auf und fesselte mit seiner Schlagfertigkeit die rund 250 anwesenden Bankangestellten.

Engagement für einen guten Zweck

Im Jubiläumsjahr engagieren sich 13 Mitgliedinstitute mit «Volunteering Days», bei denen sie der regionalen Bevölkerung bewusst etwas zurückgeben. Zudem erscheinen monatlich Gastbeiträge in der Basler Zeitung, in denen verschiedene Bereiche des Bankenplatzes Basel beleuchtet werden.

Eindrücke des gestrigen Jubiläumforums, der bisherigen «Volunteering Days» sowie der bereits erschienen Jubiläumsbeiträge in der Basler Zeitung finden Sie unter: https://bankenbasel.ch/aktuell/

Die Basler Bankenvereinigung – Branchenverband mit langer Tradition

Die Basler Bankenvereinigung (BBVg) wurde 1918 gegründet und ist der Branchenverband für die Banken in der Nordwestschweiz. Die 27 Mitgliedinstitute bieten die gesamte Palette an Finanzdienstleistungen und beschäftigen in der Region 6‘300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

 

Auskunft erteilt:

Patrick Huber
Geschäftsführer Basler Bankenvereinigung
T +41 61 270 60 11
E-Mail: p.huber@bankenbasel.ch

BKB Mitarbeitende begleiten Betagte auf einen Ausflug ins Stadion St. Jakob-Park

Am 31. August 2018 hat die BKB ca. 70 Bewohnerinnen und Bewohner aus fünf Alterszentren des Bürgerspitals Basel zu einem Besuch des Stadions St. Jakob-Park eingeladen. Nach dem Mittagessen berichtete der legendäre Spieler des FC Basel und der Schweizer Nationalmannschaft, Alex Frei,  aus seiner aktiven Zeit als Fussballer. Mitarbeitende der BKB haben tatkräftig mitgeholfen, die Betagten während der Fahrt von den Alterszentren zum Stadion und zurück und während des Anlasses zu betreuen.

Trotz Unkenrufen kein Desaster

Vom Bankkundengeheimnis zum automatischen Informationsaustausch

Basel/Zürich. Während einer Dekade bestückten die Medien ihre Politik- und Wirtschaftsteile vornehmlich mit Finanzthemen. Der langsame Tod des Bankkundengeheimnisses führte zu emotional und heftig geführten Debatten. Die Schweiz fühlte sich anfangs stark genug, an ihrer Besonderheit im Bankensektor festzuhalten und allen Angriffen jenseits der Landesgrenzen trotzen zu können. «An diesem Bankkundengeheimnis werdet ihr euch die Zähne ausbeissen», sagte unser Finanzminister Hans-Rudolf Merz im Parlament und meinte damit die OECD, die EU und die G20. Provokativ antwortete sein deutscher Ministerkollege Peer Steinbrück: «Die Kavallerie muss man nicht unbedingt ausreiten. Die Indianer müssen nur wissen, dass es sie gibt. Und wenn das allein schon Nervosität hervorruft, kommt richtig Zug in den Kamin.» Bis auf den heutigen Tag sind das die meistzitierten Worte eines Wirtschaftspolitikers der letzten zehn Jahre.

Wir wissen inzwischen, wer recht bekommen hat. Es ist der frühere deutsche Minister. Der 14. November 2014 ist historisch in der schweizerischen Wirtschaftsgeschichte: An diesem Tag hat die Schweiz ein teilweise unmittelbar anwendbares, multilaterales Modellabkommen zum automatischen Informationsaustausch (AIA) unterzeichnet. Das bedeutete den Tod des fiskalischen Bankkundengeheimnisses auf internationaler Ebene.

Ursprung in der Finanzkrise

Die langsame Auflösung des Bankkundengeheimnisses zeichnete sich schon nach der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2009 ab. Die Zeiten waren für die Industriestaaten nicht mehr üppig. Die Verschuldung der Staaten und damit der Einnahmehunger der Finanzminister nahmen rasant zu. Die Schweiz wurde eine Option für Mittelbeschaffung. Sie geriet zunehmend unter Druck, mehr Steuertransparenz zu schaffen. «Es war dann der im Jahr 2008 eskalierende Steuerstreit zwischen den USA und der UBS, der schliesslich dazu geführt hat, dass die Schweiz auch von der lange gepflegten Tradition der Unterscheidung zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung Abstand nehmen musste und mit dieser ‹Sonder-Amtshilfepolitik› gegenüber den USA das Terrain für die vorbehaltlose generelle Durchsetzung auch des OECD-Standards gegenüber der Schweiz geebnet hat», stellt Christoph B. Bühler in seinem Buch «Vom Bankgeheimnis zum automatischen Informationsaustausch» fest.

Die Bekämpfung der Steuerparadiese und der grenzüberschreitenden Steuerhinterziehung rückte auf den Traktandenlisten der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und den G20-Staaten (Gruppe der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer) nach oben. Der Schweiz drohte, auf eine «schwarze Liste» mit Ländern gesetzt zu werden, die besonders schädliche Steuerpraktiken verfolgen. Die Schweiz reagierte und erklärte im März 2009, dass sie nicht nur bei Steuerbetrugsdelikten, sondern auch bei Steuerhinterziehung nach schweizerischen Recht Amtshilfe leisten werde.

Zwei Jahre später kam der Bundesrat den Staaten ein weiteres Stück entgegen und beschloss, dass fortan die Angaben von Name und Adresse der steuerpflichtigen Person und des Informationsinhabers für die Behandlung von Amtshilfeersuchen nicht mehr erforderlich seien. Gemäss einer Regelung der OECD liess der Bundesrat Gruppenanfragen zu. Bislang leistete die Schweiz Amtshilfe nur im konkreten Einzelfall.

Die Schweiz war aber noch nicht aus dem Schneider. Jetzt begannen die Debatten über einen weltweiten automatischen Informationsaustausch. Die Schweiz glaubte, zu dessen Verhinderung eine solide Hintertür gefunden zu haben: die Abgeltungssteuer. Das Prinzip: Mit einem Quellensteuerabkommen soll der Kunde zwischen der Offenlegung und der anonymen Abgeltungssteuer unter Wahrung der finanziellen Privatsphäre wählen können. Mit Deutschland starteten die Verhandlungen. Der Handel kam nicht zustande; das Abkommen wurde Ende 2012 nicht ratifiziert.

Kein Befreiungsschlag

Der Leidensweg verlängerte sich mit dem hierzulande besonders verhassten Fatca(Foreign Account Tax Compliance Act)-Abkommen mit den USA um eine weitere Etappe. Alle ausländischen Finanzintermediäre (Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage) waren jetzt verpflichtet, Informationen von amerikanischen Privatpersonen mit Vermögen ausserhalb der USA zu beschaffen. Das kam einer Erpressung gleich: Liefert eine Schweizer Bank keine diesbezüglichen Informationen, wird sie vom amerikanischen Kapitalmarkt ausgeschlossen.

Die Schweiz unterzeichnete darauf 2013 das Amtshilfeabkommen mit der OECD und dem Europarat. Damit intensivierte sich der AIA mit dem Ausland. Er umfasst «die systematische und periodische Übermittlung von massenhaften und standardisierten Datensätzen im Hinblick auf Steuerpflichtige mit Vermögenswerten beziehungsweise Einkünften in einem Staat an einen anderen Staat, den Wohnsitzstaat des Steuerpflichtigen, ohne dass es hierfür eines Ersuchens bedürfte». Die OECD verabschiedete im Juli 2014 einen entsprechenden Standard. Das hiess konkret, dass Banken Finanzinformationen über im Ausland steuerpflichtige Kunden sammeln und diese jährlich über eine lokale Behörde dem Steueramt des Wohnsitzstaates des Kunden melden müssen. Dabei handelt es sich um Kontobestände und sämtliche Kapitaleinkünfte wie zum Beispiel Zinsen oder Dividenden.

Nach der Unterzeichnung des Abkommens zum AIA mit der OECD im November 2014 mussten für die Inkraftsetzung die rechtliche Basis und die Gesetze geschaffen werden. Die Eidgenössischen Räte nahmen im Dezember 2015 das AIA-Gesetz an. Es trat per 1. Januar 2017 in Kraft. Das steuerliche Bankkundengeheimnis auf internationaler Ebene gehört seither der Vergangenheit an.

Nicht aber in der Schweiz. Die diesbezüglichen Diskussionen werden noch auf kleiner Flamme gehalten. Dies ändert sich langsam. Bald kommt es zur Abstimmung über die Initiative «Ja zum Schutz der Privatsphäre» des Bankiers Thomas Matter. Er will das steuerliche Bankgeheimnis in der schweizerischen Verfassung verankert sehen.

Für die Schweizer Banken hat sich während der letzten zehn Jahre viel verändert. Sie haben Risiken abgebaut und konzentrieren sich auf das, worauf sie schon immer besonders erfolgreich waren: auf die Vermögensverwaltung, und sie haben sich weitgehend aus dem Investment Banking zurückgezogen. Die Institute haben ihr Eigenkapital gestärkt und sind damit krisensicherer geworden. Im Zuge der Vereinbarungen mit den USA und hierzulande wegen der Regulierung und den Kapitalvorschriften der Finanzmarktaufsicht Finma ist der administrative Aufwand massiv gestiegen.

Zahl der Banken nimmt ab

All dies führte zu zahlreichen Reorganisationen: Die Zahl der Banken verminderte sich innerhalb von zehn Jahren von 330 auf 253 im Jahr 2017, die Zahl der Bankangestellten von 136 000 auf 110 000. Banken haben sich zusammengeschlossen, sich an einen Partner angelehnt oder sind in einer anderen Bank aufgegangen. Die Gewinne übertrafen mit 9,8 Milliarden Franken sogar wieder leicht den Wert von 2007 (9,7 Milliarden Franken).

Die Branche ist mit einem blauen Auge davongekommen. Wie warnte doch der Genfer Bankier Ivan Pictet 2009: «Ohne Unterscheidung zwischen Steuerhinterziehung und Steuerbetrug könnte der Finanzplatz auf fast die Hälfte reduziert werden.» Dieses Desaster ist nicht eingetreten. Laut Statistiken verwaltet die Schweiz rund 3200 Milliarden Franken an ausländischen Vermögen, 100 Milliarden Franken mehr als 2007.

Der Beitrag des Finanzsektors zum Wohlstand der Schweiz ist kleiner geworden. Der Anteil der Wertschöpfung an der Gesamtwirtschaft hat sich von 13 auf 9 Prozent vermindert.

Was sagt uns das? Die Schweizer Banken haben vom Bankkundengeheimnis profitiert, aber es war nicht matchentscheidend für ihren Erfolg. Sie profitieren nach wie vor von den Standortvorteilen: politische und monetäre Stabilität, Neutralität sowie Rechtssicherheit. Sie haben wenig von ihrem guten Image eingebüsst und sich dank ihrer Professionalität das Vertrauen ihrer Kunden sichern können.

Der Vorstand der Basler Bankenvereinigung (BBVg) hat Patrick Huber als Geschäftsführer gewählt. Huber tritt ab August die Nachfolge von Raphael Vannoni an.

Per 1. August 2018 übernimmt Patrick Huber (26) die Leitung der Geschäftsstelle der Basler Bankenvereinigung und tritt damit die Nachfolge von Raphael Vannoni an.
Patrick Huber studierte am WWZ der Universität Basel und an der University of California, Berkeley in den USA Ökonomie. Erste berufliche Erfahrungen sammelte er bei einer Grossbank und mehreren Interessenvertretern. 2016 nahm er die Stelle als Geschäftsführer beim Verband Schweizerischer Versicherungsbroker (SIBA) an.
Neben seinen beruflichen Qualifikationen bringt Huber grosse politische Erfahrung mit, die er sich als Mitglied des Riehener Einwohnerrates und als Vizepräsident der CVP Basel-Stadt erworben hat. Patrick Huber wohnt in Riehen (BS).

Die Basler Bankenvereinigung – Branchenverband mit langer Tradition

Die Basler Bankenvereinigung (BBVg) wurde 1918 gegründet und ist der Branchenverband der in der Nordwestschweiz tätigen Banken. Die 27 Mitgliedinstitute bieten die gesamte Palette an Finanzdienstleistungen an und beschäftigen in der Region 6300 Mitarbeitende. Was den Bankensektor in der Region Nordwestschweiz in erster Linie von anderen Bankenplätzen unterscheidet, ist dessen überdurchschnittliche und über die letzten Jahre gestiegene Produktivität. Diese ist darauf zurückzuführen, dass in der Nordwestschweiz vor allem Backoffice-Tätigkeiten abgebaut wurden, die wertschöpfungsstärkeren Fronteinheiten hingegen nicht.

 

Auskunft erteilt:

Patrick Huber
des. Geschäftsführer Basler Bankenvereinigung
T +41 61 270 60 11
E-Mail: p.huber@bankenbasel.ch

Image ist nicht gleich Vertrauen

Die Basler wissen, dass ihr Image verbesserungswürdig ist – und wollen hart daran arbeiten

Basel. Wenn Sie in Ihrem Freundeskreis nach dem Image der Banken fragen, was erhalten Sie für eine Antwort? Ich meinerseits habe das gemacht und zur Kenntnis genommen, dass es anscheinend an Demut, Einsicht und Verantwortungsbewusstsein mangle.

Ist das wirklich so oder einfach eine Wahrnehmung, die aus der globalen Finanzkrise entstanden ist? Denn wenn ich in meinem Freundeskreis nach dem Vertrauen in ihre Banken frage, sieht die Situation etwas anders aus: «Meine Hausbank macht ihre Sache gut. Ich werde von freundlichen Mitarbeitenden betreut. Das Vertrauen in die Sicherheit der Banken ist in jedem Fall gegeben», meint eine Person. Eine andere: «Zu meiner Bank habe ich grosses Vertrauen, auch weil sie einen hohen Eigenkapitalanteil aufweist. Auch die seriöse Zurückhaltung und konservative Professionalität überzeugen mich.»

Vertrauen auf Höchststand

Das Vertrauen und das Image der Schweizer Banken sind tatsächlich zwei verschiedene Paar Schuhe. Das kann auch aus der Meinungsumfrage der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) geschlossen werden. Die Umfrage ist im Januar 2017 bei tausend Schweizer Bürgerinnen und Bürgern durchgeführt worden. Demnach ist vor allem das Vertrauen der Schweizerinnen und Schweizer in ihre Hausbank erneut gewachsen und befindet sich auf einem historischen Höchststand. 95 Prozent der befragten Personen halten ihre Bank für vertrauenswürdig, ein Wert, der sogar noch höher liegt als vor der Finanzkrise. Die Banken gelten als besonders solid und zuverlässig; das Bankpersonal wird als kompetent eingeschätzt.

Beim Image hingegen sieht es weniger gut aus. Nur 49 Prozent der befragten Personen hatten 2017 eine sehr positive oder positive Einstellung zu den Schweizer Banken. Was die zahlreichen Umfragen der letzten Jahre immer wieder an den Tag brachten: Die Schweiz liebt das Kleine. Das verzerrt zuweilen das Bild und macht Grossbanken weniger gut, als sie sind.

Eine branchenübergreifende Studie des Marktforschungsunternehmens GfK zur Reputation von Unternehmen in der Schweiz aus dem letzten Jahr zeigt hingegen, dass die Grossverteiler und Lebensmittelhersteller (Ricola, Zweifel, Lindt & Sprüngli, Rivella) sowie Luxusgüterproduzenten (Swatch, Rolex) oder die Rega und Geberit besonders beliebt sind. Die Banken haben dabei einen schweren Stand. Dabei würden wahrscheinlich die Raiffeisenbank in diesem Jahr ihr Ranking als Zehnte kaum wiederholen können, die Kantonalbanken (19) hingegen schon. Die Grossbanken befinden sich auf den hinteren Plätzen.

Realismus in Basel

Basler Banker beurteilen ihre Reputation realistisch und differenziert. Ihre Einschätzung reicht von «gut» über «neutral» bis «schlecht». Das Image der Banken habe sich in den letzten Jahren deutlich verbessert, sagt Samuel Holzach, Regionaldirektor der UBS. Er gibt ihm die Note «neutral bis gut». Er unterscheidet indes zwischen den «Volksbanken» wie Raiffeisen oder Kantonalbanken, Privatbanken und den Grossbanken. «Die ‹Volksbanken› verdienen aufgrund ihrer Grösse und regionalen Nähe einen Imagebonus gegenüber den Grossbanken und Privatbanken, die international tätig sind und sich den sehr vermögenden Kunden widmen», sagt er. Wie Nestlé, Roche, Novartis würden die Grossbanken wegen ihrer Marktstellung und Grösse per se als weniger sympathisch wahrgenommen.

Die Basler Banken würden volksnaher und bodenständiger wirken als die stärker international ausgerichteten Finanzplätze Zürich und Genf, sagt Guy Lachappelle, Chef der Basler Kantonalbank (BKB). Lukas Stückelberger, Leiter des Private Banking von J. Safra Sarasin, erlebt die Basler Banken als zurückhaltend und an bewährten Mustern orientiert. Es fehle den Banken manchmal an globalem Fokus.

Das regionale Geschäft sei überschaubar und daher persönlich, ergänzt Stefan Knöpfel, Präsident der BBVg und Vorsitzender der Geschäftsleitung von Dreyfus Söhne & Cie AG. Ihrem Ruf tue auch gut, dass sie besonders nah zu ihren Kunden stünden. «Das Engagement für kulturelle und sportliche Ereignisse für eine breite Bevölkerung ist spürbar», bestätigt Guy Lachappelle.

Zuweilen entsteht der Eindruck, dass die Banken noch immer als ausschliesslich profitorientiert gelten und sie jedes Geschäft eingingen, solange es rentabel sei. Wahrscheinlich stimmt es schon auch, was Lukas Stückelberger meint: «Das Image der Banken ist immer noch geprägt durch die gemachten Fehler einzelner Institute vor, während und leider auch nach der globalen Finanzkrise. Die Fortschritte der Branche und die Differenzierung vom hiesigen mit dem globalen Geschäft sind wenig bekannt.»

Wie auch immer, die Institute haben weiter hart an ihrem Image zu arbeiten. «Wir müssen den Kunden und seine Bedürfnisse verstärkt in den Fokus stellen», sagt John Häfelfinger, Chef der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Generell müsse die Kommunikation verbessert werden, meinen Bernhard Fischer, Leiter Firmenkunden Region Nordschweiz der Credit Suisse, und Samuel Holzach. «Und die Wichtigkeit der Banken als Arbeitgeber, Wertschöpfer und Steuerzahler in Erinnerung rufen», so Guy Lachappelle.

Darin sind sich die Basler Banker unisono einig: Die wesentliche Funktion der Banken, nämlich die Finanzierung der Wirtschaft, muss viel besser erklärt werden. Kurz und bündig sagt es Thomas Müller, Leiter der CIC in Basel: «Tue Gutes und rede darüber.»

Am 31. Oktober 2017 fand im Novotel Basel City die achte Ausgabe der Veranstaltung "Banking-in-Basel" statt.

Die Veranstaltung richtet sich an Studierende und Absolventinnen und Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen in der gesamten Schweiz und des nahen Auslands.

Insgesamt nahmen über 90 interessierte Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger an der von der Basler Bankenvereinigung organisierten Karriereveranstaltung der besonderen Art teil. In insgesamt sechs Workshops bearbeiteten sie während eines halben Tages aktuelle und praktische Fragestellungen, wie zum Beispiel «Wie wird eine eine Nachfolgeplanung aufgestellt?» oder «Welche Bedürfnisse hat ein Unternehmen an die Banken ?» So erhielten die Studierenden einen vertieften Einblick in die Banken- und Arbeitswelt.

Die Workshopteilnehmende Jolanda Marti freute sich: «Durch die Mischung aus Präsentation, Gruppenarbeiten und Theorie, bot sich mir ein breites und klares Bild der Tätigkeiten im Banking». Umgekehrt lernten die Banken durch die persönliche Zusammenarbeit wissbegierige junge Nachwuchstalente kennen. Daniela Strohmeier, Leiterin HR Entwicklung, Basellandschaftliche Kantonalbank, erläuterte: «Es ist für uns eine tolle Chance, wenn engagierte Studierende dem Thema Nachhaltigkeit einen hohen Stellenwert schenken.»

Eine Teilnehmerin des Workshops der Bank Cler AG, die früher noch Bank Coop hiess, berichtete: «Es war mir nicht klar, welch grossen Aufwand es bedeutet, eine Marke in der Schweiz neu zu entwickeln und zu positionieren. Es war äusserst spannend und abwechselnd zum Studienalltag, Erfahrungen direkt aus der Praxis vermittelt zu bekommen.»

Die folgenden sechs Banken haben einen Workshop angeboten:

  • Bank Cler AG: Best Practice – Rebranding einer Bank
  • UBS AG: White Labelling im Fondsmanagement
  • Credit Suisse (Schweiz) AG: Corporate Banking
  • Notenstein La Roche Privatbank AG: Wealth Planning
  • Basellandschaftliche Kantonalbank: Nachhaltigkeit im Asset Management
  • Bank CIC (Schweiz) AG: Legal & Compliance