Die Banken spielen im Wirtschaftsgefüge eine eminent wichtige Rolle. Auch in der regionalen Ökonomie. Sie sind quasi das Schmieröl im Wirtschaftsmotor. Sie vermitteln Kredite für Expansionen. Sie gewähren Hypothekarkredite und bringen damit die Bauwirtschaft zum Funktionieren. Sie ermöglichen Jungunternehmen den Start und die Weiterentwicklung. Sie nehmen überschüssiges Geld der Unternehmen, vermitteln es weiter oder legen es sinnvoll an. Eine enorm wichtige Funktion spielen die Basler Banken im Anlagegeschäft. Sie bieten eine breite Palette von Finanzdienstleistungen an – vom Retail Banking über das Private Banking hin zu Asset Management-Dienstleistungen oder Family Offices.
Im Gefolge der Finanzkrise hat sich der Bankensektor verändert. Zur Erinnerung: 2008 begann mit einer noch nie dagewesenen Vertrauenskrise in den USA und endete in einer globalen Wirtschaftskrise. In der Schweiz beschliessen Bundesrat, Nationalbank und Bankenkommission ein umfassendes Massnahmenpaket zur Stabilisierung des Finanzsystems. Die UBS bekam damals vom Bund sechs Milliarden Franken zur Sanierung. Die Regulationsdichte und die gesetzlichen Auflagen sowie die Auflösung des Bankgeheimnisses stellten die Banken vor gewaltige und noch nie dagewesene Herausforderungen. Neue Strategien unter Einbezug der Fortschritte der Informationstechnologie mussten entwickelt werden.
Spürbare Erholung
Dies hatte Folgen für die Beschäftigung. Innerhalb von zehn Jahren nahm der inländische Personalbestand um rund 10 000 oder neun Prozent auf 100 000 Vollzeitbeschäftigte ab. Die Anzahl der Banken schrumpfte von 2008 bis 2016 um 20 Prozent auf 261 Institute. Der Aderlass in der Region Basel war ähnlich. Vor zehn Jahren zählte die Basler Bankenvereinigung (BBVg) 35 Mitglieder, aktuell sind es 27. Diese verteilen sich auf die beiden Halbkantone sowie auf Thierstein/Dorneck im Kanton Solothurn und auf das Fricktal im Kanton Aargau. In der Region sind aber noch einige Kleinstbanken wie die Bank Thaler oder die Filiale Basel der Commerzbank (Schweiz) tätig. Sie gehören der BBVg jedoch nicht an.
Ein Schwerpunkt der Basler Banken liegt nach wie vor bei der Vermögensverwaltung. Das heisst zum Beispiel in Zahlen: 2016 verwalteten die Basler Banken gemäss Erhebung der BBVg bei ihren Mitgliedern rund 120 Milliarden Franken Vermögen. Dies waren 14 Prozent weniger als zu Beginn der Finanzkrise, bedeutet aber seit 2012 wieder eine Zunahme von gut elf Prozent. Auch im letzten Jahr dürfte angesichts des prima Börsenjahres ein Plus resultiert haben. Die in der Region verwalteten ausländischen Privatvermögen hingegen haben zwischen 2012 und 2016 um gut 30 Prozent abgenommen. Dieser Rückgang ist allerdings nicht so problematisch, weil der Bankenplatz Basel heute wie auch in der Vergangenheit weniger stark von ausländischen Kunden abhängig ist und war.
Die Basler Banken stellen gemäss Angaben von Raphael Vannoni, Geschäftsführer der BBVg, bei ihren Mitgliedern seit fünf Jahren eine leicht steigende Kreditvergabe von 15 auf 15,7 Milliarden Franken fest. Von einer Kreditklemme, wie zuweilen behauptet wird, könne nicht die Rede sein. Hingegen stellen die Basler Banken eine sinkende Nachfrage nach Investitionskrediten fest, da Unternehmen entweder Investitionen hinauszögern oder aber mit Eigenkapital finanzieren, um keine Negativzinsen bezahlen zu müssen. Die Basler Grosskonzerne werden je nach Bedarf mit Krediten von Zürich bedient. Die Hypothekarkredite sind in den letzten fünf Jahren um 4,7 Prozent auf 366,6 Milliarden Franken gesunken.
Das Institut BAK Economics liefert Antworten auf die Frage, wie sich die Veränderungen personalmässig auf den Bankenplatz Basel ausgewirkt haben. Im Gefolge der Finanzkrise, der Reorganisation und Produktivitätsfort-schritte sowie der Sogwirkung aus Zürich wurde auch die Region Basel tangiert.
Strukturwandel noch im Gang
Der Rückgang um 529 Personen (Vollzeit) oder um acht Prozent zwischen 2008 und 2018 auf 6109 Personen liegt leicht unter dem nationalen Durchschnitt. Der Anteil der Bank-beschäftigten an der in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland insgesamt Beschäftigten ist von 2,7 Prozent auf 2,2 Prozent zurückgegangen. Auch wenn der schwierige Strukturwandel im Bankensektor durch die Umwälzungen der Digitalisierung noch nicht abgeschlossen ist, kann festgestellt wer-den, dass der Tiefpunkt aus dem Jahr 2015 (5946 Arbeitsplätze) überwunden ist und der Trend seither leicht nach oben verläuft.
«Diese leicht positive Entwicklung wird sich auch in den kommenden Jahren fortsetzen», sagt Michael Grass, Leiter Branchenanalysen bei BAK Economics. Die Banken können damit ihren Anteil an den Gesamtbeschäftigten in der Region bei 2,2 Prozent halten. Der Anteil an den gesamtschweizerisch beschäftigten Bankangestellten beträgt übrigens 6,1 Prozent.
Der Finanzplatz Basel, also die Finanzdienstleister und die Versicherungen zusammengezählt, beschäftigt 10 700 Personen, davon 8730 im Kanton Basel-Stadt. Zum Vergleich: Die ca. 600 Firmen der Life-Science-Branche bringen es auf 27 600 Arbeitsplätze.
Drei Milliarden Wertschöpfung
Der wichtigste quantitative Gradmesser für den Leistungsbeitrag der Branche an die regionale Wirtschaft ist die Wertschöpfung, also der Wert der innerhalb eines Jahres erstellten Dienst-leistungen (Produktionswert) abzüglich der Vorleistungen. Vor zehn Jahren kamen die beiden Basler Professoren Pascal Gantenbein und Rolf Weder in einer von der BBVg in Auftrag gegebenen Studie zur «Bedeutung des Bankenplatzes Basel» auf einen Wert von 3,94 Milliarden Franken. Für das vergangene Jahr schätzt die BBVg diesen Wert auf 3,15 Milliarden Franken.
Diesen wertmässigen Rückgang führt Michael Grass einerseits auf die Nachfrageschwäche im Umfeld der Finanz- und Wirtschaftskrise und andererseits auf Preisrückgänge zurück. Durch den gestiegenen Wettbewerbsdruck seien die Margen der Banken unter Druck geraten. Auch das seit Jahren andauernde Niedrigzins-umfeld wirke sich ungünstig auf die Margenentwicklung aus, meint Grass.
Der Anteil der Banken an der regionalen Gesamtwirtschaft hat in der vergangenen Dekade um rund einen Prozentpunkt auf 2,2 Prozent abgenommen. Neben der ungünstigen eigenen Entwicklung hängt dies jedoch auch mit der überaus starken Dynamik der Life Sciences zusammen. Punkto Wertschöpfung befindet sich Zürich mit Abstand an der Spitze vor Genf. Basel liegt nur leicht hinter dem Tessin zurück. Die Banken sind jedoch doppelt so produktiv wie der Durchschnitt der regionalen Wirtschaft. Dies hängt mit dem Abbau der Backoffice-Stellen in der Region zusammen, meint Raphael Vannoni. Denn insbesondere der Stellenabbau führte zu einer höheren Produktivität. BAK Economics weist auf die hohe Kapitalintensität und ein überdurchschnittliches Qualifikationsniveau der Mitarbeitenden hin. Auch im Schweizer Vergleich schneidet der Basler Bankensektor vorteilhaft ab – aber natürlich nicht so gut wie der Produktivitätsleader Life Sciences, der nicht nur eine hohe Kapitalintensität aufweist, sondern auch im globalen Innovationswettbewerb ganz vorn mit-spiele. Dies stärkt die Gewinnmargen und führe zu hoher Wertschöpfung pro Arbeitsstunde.
Gewichtige Steuerzahler
Nicht zu verachten sind die Ablieferungen der Banken an den Staat. Von der Basler Steuerbehörde sind keine Angaben erhältlich. Raphael Vannoni schätzt das Steuersubstrat der Banken in den beiden Halbkantonen Basel Stadt und Basel-Land auf jährlich zwischen 150 und 200 Millionen Franken. Dies würde zwischen 16,6 und 22,1 Prozent der Steuereinnahmen juristischer Personen entsprechen. Davon stammt der Grossteil – rund 130 Millionen Franken – aus der Gewinnablieferung und Verzinsung des Dotationskapitals der beiden Kantonal-banken. In die Rechnung einzubeziehen wären auch die Steuerzahlungen der im Banksektor tätigen Mitarbeitenden. «Der Bankenplatz Basel spielt für die Wirtschaft in der Nordwestschweiz auch heute eine zentrale Rolle. Diese spiegelt sich in der Wertschöpfung und der Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Banken ebenso wie in der Vergabe von Krediten an Firmen und für Immobilienfinanzierungen und nicht zuletzt auch im Steuersubstrat», sagt Pascal Gantenbein, Professor für Finanzmanagement an der Wirtschafts-wissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel.
Und ohne Banken würde das kulturelle Leben verarmen. Museen und Theater profitieren. Kultur- und Sport-anlässe könnten in der heutigen Form nicht mehr stattfinden. Soziale Institutionen sind dankbar für finanzielle Unterstützung. Alle diese Sponsoringbeträge belaufen sich auf jährlich rund zehn Millionen Franken. Seit Jahr-zehnten spricht überdies eine Vielzahl banknaher Stiftungen Beiträge für gemeinnützige Organisationen im Millionenbereich.