Riesige Summen wurden spektakulär erbeutet, die Täter aber praktisch immer gefasst

Von Felix Erbacher

Basel. Die Geschichte der Banküberfälle ist über 200 Jahre alt. Der erste ereignete sich wahrscheinlich in den USA. Am Morgen des 1. Septembers 1798 fehlten in einem Tresor der Bank of Pennsylvania in Philadelphia 162 821 Dollar. Das war damals eine beträchtliche Summe. Die Polizei fasste den Schuldigen Isaac Davis, der wenige Tage nach der Tat einer Gelbfieberepidemie zum Opfer fiel.

Wer kennt nicht die zahlreichen Geschichten über das Gangsterpaar Bonnie und Clyde. Die beiden verunsicherten während der Weltwirtschaftskrise Ende der 1920er- und im Verlauf der 1930er-Jahre den Südwesten der USA, raubten Banken aus und verursachten bei ihren Überfällen ein Chaos. Lange dauerte es, bis sie gefasst wurden. 1934 tappten sie in eine Falle. Die Fahnder feuerten aus automatischen Waffen, Schrotflinten und Pistolen 167 Kugeln auf ihren Ford. Das Gangsterpaar wurde je von 100 Kugeln durchsiebt. Bonnie wurde 24, Clyde 25 Jahre alt.

Wilde Verfolgungsjagd

Zu Berühmtheit gelangten auch zwei Deutsche, die in Basel im gleichen Jahr, als Bonnie und Clyde erschossen wurden, die Wever-Bank überfielen. Es gibt noch andere Ähnlichkeiten mit Bonnie und Clyde. Kurt Sandweg und Waldemar Velte agierten ebenso brutal und wurden im selben Jahr geboren wie die Amerikaner.

In der Schalterhalle an der Elisabethenstrasse 42 erschossen sie kaltblütig einen 25-jährigen Buchhalter und einen 42-jährigen Bankbeamten. Ihre magere Beute: 228 Franken Schweizer Silbergeld, 119 Reichsmark und 103 französische Franc plus einige Zeppelintaler. Auch sie benützten einen Ford als Fluchtfahrzeug.

Die Polizei reagierte mit einer rigorosen Suche und griff die beiden in einer Pension auf. Während der Kontrolle erschossen die Räuber zwei Polizisten schonungslos. Ein Passant verlor sein Leben, als er sich furchtlos auf die Verfolgung machte. Wieder entkamen die Banditen.

Nun begann eine Grossfahndung mit über 400 Polizisten. Als die Räuber in der Gegend von Röschenz erneut aufgegriffen wurden, mussten erneut ein Detektiv und ein junger Helfer ihr Leben lassen. Die Täter entkamen wieder, kehrten nach Basel zurück und versteckten sich im St. Margarethenpark. Dort telefonierten sie einer Bekannten und baten um Proviant. Diese kontaktierte die Polizei und verriet die beiden. Dies erkannten die eingekesselten Sandweg und Velte und beschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen. Sie schossen sich gegenseitig in den Kopf.

Pensionierter für die Lok

Die Geschichte der Geldräuber ist eine illustre. Den älteren Jahrgängen in Erinnerung ist bestimmt «The Great Train Robbery» vom 8. August 1963. Das war zweifellos der Jahrhundertraub. Das Objekt der Begierde war der Postzug der britischen Royal Mail. Das Verbrechen ereignete sich bei Ledburn in der Grafschaft Buckinghamshire in England. An einer einsamen Stelle wurde der Zug durch zwei manipulierte Signale zum Stehen gebracht. Den Lokführer schlug die Bande mit einer Eisenstange nieder.

Weil der angeheuerte pensionierte Lokomotivführer aber mit der neuartigen Diesellok nicht vertraut war, rüttelten sie den bewusstlosen Lokführer wieder wach und zwangen ihn, die abgekoppelte Lok mit dem Postwagen 1200 Meter weiter zu einer Brücke zu fahren. Dort luden sie die Geldsäcke aus und verfrachteten sie in die unter der Brücke bereitstehenden Fluchtfahrzeuge. Die Beute: 2,6 Millionen Pfund, nach heutigem Wert etwa 49 Millionen Pfund oder 55 Millionen Euro. «Lausige» 330 000 Pfund konnten wiedergefunden werden.

Die vielköpfige Bande ging der Polizei ins Netz. Drei Personen, darunter der pensionierte Lokführer, blieben jedoch lange spurlos verschwunden.

Einer der Täter, Ronald Biggs, erlangte legendäre Berühmtheit. Nach einer ersten Verhaftung flüchtete er 1965 über Frankreich nach Australien und später nach Brasilien. Nachdem er sich jahrzehntelang der erneuten Verhaftung entziehen konnte, kehrte er 2001 aus gesundheitlichen Gründen nach England zurück, um den Rest seiner 30-jährigen Gefängnisstrafe anzutreten. 2009 wurde Biggs aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes begnadigt und aus der Haft entlassen. Er starb 2013 im Alter von 84 Jahren. Den Medien lieferte Biggs über Jahrzehnte regelmässigen Lesestoff.

Spielzeugpistolen in Zürich

Ein Jahrhundertraub ereignete sich freilich auch in Zürich. Am 1. September 1997 überfielen acht Männer, mit Spielzeugpistolen bewaffnet, die Fraumünsterpost. Sie verkleideten sich als Telecom-Mitarbeiter und fuhren in einem Lieferwagen zum Tatort. Dort kamen sie in nur vier Minuten zu mehreren Kisten mit 53 Millionen Franken Inhalt. Es hätte noch mehr sein können, aber für weitere 17 Millionen Franken hatten sie keinen Platz. Einen spektakuläreren Raub in der Schweizer Kriminalgeschichte gibt es nicht.

Eine Riesenbeute machten jene Räuber, die im Mai vor einem Jahr nach einem Überfall auf einen Geldtransport auf der A1 bei Nyon mit über 40 Millionen Franken flüchteten, bald aber in Frankreich verhaftet wurden. Sieben Täter zwangen den Lieferwagenfahrer, ihnen bis nach Divonne-les-Bains im benachbarten französischen Departement Ain zu folgen. Dort öffneten sie den Transporter mithilfe von Sprengsätzen, liessen die Fahrer frei und setzten den Wagen in Brand.

In den USA war es Bonnie Parker, die Frauen-Bankraubgeschichte schrieb, in Deutschland Gisela Werler. Am 29. Juli 1965 überfiel sie alleine die Filiale Elbgaustrasse der Hamburger Volksbank und erbeutete 3100 Mark. Sie machte sich einen Namen als «Banklady». Mit ihrem späteren Mann, Hermann Wittorff, verübte sie 19 Banküberfälle.

So verurteilungswürdig die aufsehenerregendsten Banküberfälle auch sind, wegen der technischen Einfälle, der Kaltblütigkeit und Kühnheit der Täter zeigen wir uns immer wieder beeindruckt. Fast bewundern wir zuweilen den einen oder anderen Raub – umso mehr, als die vom Überfall betroffenen Menschen an Leib meist keinen Schaden nahmen. Aber deren Seelen: Angestellte und Kunden erlitten häufig starke Traumata, gegen deren Folgen sie lange über den Zeitpunkt des Überfalls hinaus kämpfen mussten.

Der Spruch «Unrecht gedeiht nicht» hat sich in der langen Bankraubgeschichte stets von Neuem bewahrheitet. Fast alle Täter kamen früher oder später hinter Gitter.

Auch in der Region

Es gibt sie immer noch, die Banküberfälle, auch in der Schweiz. Die Geschichten sind nicht spektakulär, eher traurig. Der letzte in der Region ereignete sich am 8. August 2018 auf eine Filiale der Basler Kantonalbank (BKB) in Riehen. Am gleichen Tag konnte die Polizei während einer Grossfahndung den geflüchteten mutmasslichen Täter festnehmen. In diesem Jahr (Stichtag: Ende Juli) sind bereits 13 Raubüberfälle registriert worden. Alle Täter befinden sich im Gefängnis. Die Aufklärungsquote beträgt mittlerweile praktisch 100 Prozent.

Ein Bankräuber befindet sich allerdings noch auf freiem Fuss. Er überfiel vor vier Jahren in Birsfelden an der Hauptstrasse im Feierabendverkehr und hinter voll besetzter Tramhaltestelle dreist die Filiale der UBS. Viel hat er nicht ergaunert. Wie viel, will Dominique Widmer, der Sicherheitschef der Bank, nicht sagen. Immerhin: Die Beträge, die in den letzten Jahren gestohlen worden sind, lägen im Durchschnitt bei 10 000 Franken. Der Birsfelder Räuber ist der einzige der letzten Jahre, der nicht gefasst werden konnte.

Dominique Widmer sagt, dass 80 Prozent der Täter Amateure und Einzeltäter seien. Meistens handelten sie aus Verzweiflung, aus einem finanziellen Notstand heraus. Jeder Siebte will sich Mittel für die Beschaffung von Drogen besorgen. Nur fünf Prozent der Delikte fallen auf organisierte Banden zurück.

Die Zahl der Raubüberfälle schwankt stark von Jahr zu Jahr. 1955 waren es 55, drei Jahre später nicht einmal halb so viel. 2004 weniger als 10. Seit 2008 ist wieder ein steigender Trend festzustellen, wobei im vergangenen Jahr sich nur gerade neun Räuber in Szene setzten.

Hoffnung stirbt zuletzt

Die Profis wissen, dass Banken kein lukratives Tätigkeitsfeld mehr sind. Wenn überhaupt, befindet sich wenig Bargeld am Schalter. Die Tresore sind ein gutes Stück vom Schalter entfernt, wodurch die Kundenberater Zeit zum Handeln gewinnen. Die Überwachungskameras weisen eine hervorragende Bildqualität auf. All dies hindert Menschen offensichtlich nicht, ihr «Glück» stets aufs Neue zu suchen – selbst wenn jegliche Wahrscheinlichkeit gegen sie spricht und die potenzielle Beute gering ist.

Samuel Holzach, Regionaldirektor der UBS Basel und Vizepräsident der Basler Bankenvereinigung (BBVg) bestätigt: «Sicherheit wird bei uns grossgeschrieben. Wir haben in den vergangenen Jahren nicht nur viel in Prozesse und Abläufe investiert, um unsere Kunden und Mitarbeitende vor potenziellen physischen, aber auch Cyber-Attacken zu schützen. Auch unsere offenen modernen Geschäftsstellen sorgen für mehr Sicherheit für alle.»

Die BNP Paribas lädt junge Erwachsene des Bürgerlichen Waisenhaus Basel zum Bildungs-Verwöhn-Event bei der Fondation Beyeler ein

Am Samstag, den 08.09.2018, hatten die Mitarbeiter der BNP Paribas Basel das Vergnügen, 15 junge Erwachsene und fünf Begleiter des Bürgerlichen Waisenhauses Basel  (WHBS) bei einer kleinen Kulturreise zu begleiten. Die sehr interessante Führung durch die Balthus Ausstellung, führte im Anschluss zu angeregten Gesprächen. Es war imponierend, zu hören, wie die jungen Leute die Bilder und Aussagen kontrovers diskutierten. Nach der Führung lud die Bank alle zu einem feinen Picknick im Park ein. Es gab ein Quiz über Balthus, BNP Paribas und die Wirtschaft allgemein. Drei Mal zwei vom Aqua Basilea zur Verfügung gestellte Eintritte wurden gewonnen.  Zum Abschluss gab es für alle Teilnehmer  Kinoeintritte und Tickets für die Sun Set Party, welche ein paar Stunden später  im Museumspark stattfand. Wie die positiven Feedbacks zeigten, hat die Bank wir ihr Ziel, diesen jungen Menschen die Kunstwelt ein Stück näher zu bringen, erreicht. Alle haben diesen wunderschönen Samstag genossen.

Die LGT Bank (Schweiz) AG unterstützt die Basler Gassenküche bei ihrem jährlichen Grillfest

Am 23. August 2018 unterstützten elf Mitarbeitende der LGT Bank (Schweiz) AG die Gassenküche bei der Durchführung ihres jährlichen Grillfestes. Den ganzen Nachmittag wurde vorbereitet, in der Küche gekocht und gerüstet, Festbankgarnituren aufgestellt und dekoriert, so dass bei traumhaftem Wetter abends rund 200 Personen im Hatstätterhof (Innenhof der Verwaltung der römisch-katholischen Kirche BS) einen unbeschwerten Abend mit feinen Grilladen, Salatbuffet, Glace und Countrymusik geniessen konnten.

Die Bank Julius Bär & Co. AG unterstützt das Tierheim an der Birs (Stiftung Tierschutz beider Basel)

Damit sich die Tiere im neu eröffneten Tierheim an der Birs von Anfang an zu Hause fühlen, hat die Bank Julius Bär & Co. AG Katzenleitern aus Holz angefertigt. Für Nager, Kaninchen und Vögel haben sie zahlreiche Futterbäume gebaut und die Hunde wurden bei ausgiebigen Spaziergängen in der Region ausgeführt.

Die Bank Cler AG unterstützt das Forstrevier Aesch

Bei strahlendem Sonnenschein versammelten sich am 30. Mai 2018 rund 20 Mitarbeitende der Bank Cler AG beim Forstrevier Aesch, um dem Förster bei Arbeiten im Wald auszuhelfen. Nach den erfolgten Arbeiten durften sich die Mitarbeitenden bei einem gemeinsamen Grill stärken.

Ein Standort und seine Grenzen

Was habe ich mir schon alles vorgestellt, ja, geträumt davon, wo ich überall wohnen könnte? In einer Berghütte in den Alpen oder in den Rocky Mountains, in einem Fischerdorf auf einer griechischen Insel, in einem Iglu in der Arktis, an der Copacabana, in einer Baumhütte im Urwald. Das wäre wohl eine Zeit lang gut gegangen. Bald hätte mir vieles gefehlt, um weiterhin glücklich funktionieren zu können. Ich hätte meinen Standort wieder wechseln müssen.

Mit dem idealen Standort ist das so eine Sache. Die Standortfrage ist komplex. Die Anforderungen an den Standort sind vielfältig, sowohl kultureller, wirtschaftlicher und geografischer Natur. Für Privatpersonen ist diese Frage einfacher zu lösen. Oft stellt sie sich gar nicht, weil man von Geburt an mit einem Ort fürs Leben verbunden ist. Ein Unternehmen kennt diese Bindung nur bedingt. Oder sie taugt nicht mehr, wenn die wirtschaftlichen Bedingungen sich verändern.

Beschleunigter Wandel
Am Rheinknie sind Banken seit Jahrhunderten ansässig, Einige haben den Standort aufgegeben, andere haben ihn neu entdeckt. Das Umfeld der Basler Banken aber hat sich im Lauf des letzten Jahrhunderts verändert. Massiv.

Die Verhältnisse und Umstände waren im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts für die Basler Banken perfekt. Sie richteten ihr Angebot auf die Industrialisierung aus. Der Ruf als Kapitalmarkt hätte nicht besser sein können. Der hiesige Finanzplatz war schweizweit der bedeutendste. Nach dem Zweiten Weltkrieg begannen sich andere Finanzplätze ein Stück vom wachsenden Bankenkuchen abzuschneiden. Vorab Zürich und Genf als Städte mit kosmopolitischer Ausstrahlung liefen Basel langsam den Rang ab.

Der Wirtschaftsstandort ist permanent sich verändernden Umweltbedingungen ausgesetzt. Verschiedene Kräfte und Einflüsse wirken positiv und negativ. So erleichterte die Bildung des Deutschen Reiches im 19. Jahrhundert den Handel und erhöhte die Nachfrage nach Bankdienstleistungen. Das verkehrsmässig optimal gelegene Basel konnte davon profitieren. Der Zweite Weltkrieg und die Fusionen sowie Zentralisierungen am Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts machten diese Entwicklung wieder zunichte. Doch bleiben wir in der «neueren» Vergangenheit. Nehmen wir die vergangenen zehn Jahre. Im Nachgang zur Finanzkrise ab 2007 nahm die Regulationsdichte zu.

Die Auflösung des Bankgeheimnisses hat die Schweizer Institute vor gewaltige Herausforderungen gestellt. Die gesetzlichen Auflagen sind inflationär gewachsen; die Kundenstrukturen haben sich verändert. Neue Strategien sind entwickelt worden. Und werden wieder umgeschrieben.

Es gibt freilich Standortfaktoren, die seit Jahrzehnten von herausragender und einzigartiger Bedeutung für den Finanzplatz Basel sind. Dazu gehören Internationalität und Weltoffenheit. In einer Umfrage bei Basler Bankern ist dies der meistgenannte Umstand, auf den sie sich berufen. Guy Lachappelle, Chef der Basler Kantonalbank (BKB), kommt geradezu ins Schwärmen: «Unsere Stadt ist jung, dynamisch, weltoffen und innovativ, aber gleichzeitig bodenständig und sympathisch.»

Auch Samuel Holzach, Regionaldirektor der UBS, bezeichnet die Internationalität als Standortvorteil Nr. eins. Er weist auf die Life Sciences, den EuroAirport, das Dreiländereck und auf die hiesigen internationalen Messen und die reichhaltige Kultur hin. Nochmals Guy Lachappelle: «Weil Basel einen attraktiven Lebensraum mit hoher Lebensqualität bietet, kommt diese über die Kundschaft und Mitarbeitenden auch den Banken auf dem Platz zugute.» Vor allem in der aktuellen Phase der digitalen Transformation seien Dynamik und Innovationsgeist der Stadt hilfreich.

Life Sciences als Motor
Die wirtschaftliche Dynamik verdankt der Raum Basel vorab der Pharmaindustrie und dem Life-Sciences-Sektor. Nicht zu unterschätzen sind äusserst erfolgreiche Klein- und Mittelunternehmen (KMU). Deshalb wächst die Nordwestschweiz deutlich schneller als die übrige Schweiz. Wenn es der hiesigen Wirtschaft gut geht, dann profitieren nicht zuletzt auch die Banken. Darin sind sich alle Basler Banker einig. Zum Beispiel im Bereich der Unternehmensfinanzierung bietet die Life-Sciences-Branche den Basler Finanzinstituten Möglichkeiten, sich noch stärker zu etablieren.

Wenn Basler Banken auch schon gewichtigere Rollen spielten, schöpfen sie doch Selbstvertrauen aus der Geschichte und Tradition. So gesehen hilft die tiefe und langjährige Verwurzelung dem Selbstverständnis. Die 1912 gegründete Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg), der Spitzenverband des Finanzplatzes, und der 1907 gegründete Verband Schweizerischer Kantonalbanken (VSKB) haben ihren Sitz in Basel. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) operiert seit 1930 vom Rheinknie aus und verhilft unserem Bankenplatz zu einem ganz besonderen Renommee.

Was jedoch in der Vergangenheit als Stärke galt, gilt heute nur noch abgeschwächt beziehungsweise stellt sich als Nachteil heraus: die geografische Nähe zu Frankreich und Deutschland. Schuld seien unterschiedliche regulatorische Umfelder sowie die Unfähigkeit und Unwilligkeit der Schweizer Behörden, die Interessen gegenüber dem Ausland geltend zu machen. «In unserem natürlichen Aktivitätsradius, sorgen die in- und ausländischen Regularien dafür, dass wir zwei Drittel der Dreiländerregion nicht mit unseren schweizerischen Vorzügen und qualitativ hochstehenden Dienstleistungen und Produkten versorgen können», sagt Thomas Müller, der CEO der Bank CIC (Schweiz). Für die Basler Kantonalbank zum Beispiel beträgt die Wirkungsfläche gerade mal 37 Quadratkilometer. In einem vergleichbaren Kreis um Zürich gebe es quantitative Einschränkungen des Geschäftspotenzials nicht.

Die unterschiedlichen Regulierungen der drei Länder hemmen das grenzüberschreitende Geschäft im gemeinsamen Wirtschaftsraum. Wenn früher die Basler Banken eine vergleichsweise internationale Ausrichtung gerade wegen der geografischen Lage hatten, so fokussieren sie heute vermehrt auf den attraktiven aber in vielen Bereichen stagnierenden Schweizer Markt.

Die Basler Banken stehen seit der Beschleunigung des allgemeinen Konzentrationsprozesses im Schatten Zürichs. Die Hauptursache liegt – darin sind sich Basler Banken einig – in der Konzentration der Tätigkeiten auf die Bankenplätze Zürich und Genf. So sind denn in den letzten Jahren immer wieder Aktivitäten von Basel nach Zürich abgezogen worden. Gemeinschaftswerke wie die Schweizer Börse oder Aduno befinden sich in diesem Wirtschaftszentrum oder wurden dort zentralisiert. Zudem haben Fusionen und Akquisitionen der letzten Jahrzehnte die Entscheidungszentralen vieler Banken aus Basel verschwinden lassen. Mit den verbliebenen Standortvorteilen scheint der Finanzplatz Basel dennoch ganz gut leben zu können.

Die Rekrutierung von Arbeitskräften sehen Basels Topbanker jedoch unterschiedlich. Trotz der Strahlkraft Zürichs finden die Basler Banken genügend erstklassig ausgebildete Mitarbeitende, sagen die einen. Dafür sorgten die Universität Basel und die Fachhochschule. Die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät der Universität Basel verfügt über Professuren und Forschungsstellen in den Bereichen Finanzmanagement, Geld- und Währungsgeschichte, Corporate Finance, Finanzmärkte, Computational Economics und Finance sowie in der Finanzmarkttheorie. Die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) bietet Masterstudiengänge in Banking Finance und Controlling an. Ausländische Bankfachexperten zöge es zuweilen auch wegen des attraktiven Lohnniveaus nach Basel, das aber im Vergleich zu Zürich und Genf tiefer ist. Beobachtet wird auch, dass nach der Abwanderung von Arbeitsplätzen von Basel nach Zürich vermehrt mit Basel verwurzelte Bankangestellte das tägliche Pendeln aufgeben und wieder eine Stelle zu Hause suchen.

Es gibt auch kritische Statements zur Personalrekrutierung. Der Arbeitsmarkt für Lernende, Spezialisten und Beraterinnen und Berater sei schlecht – aufgrund der Konzentration in Zürich und Genf. Es sei nicht immer leicht, ausgewiesene Spezialisten, insbesondere aus der in der Region untervertretenen Informationstechnologie (IT) aus der Schweiz nach Basel zu holen. Zudem beschneiden nationale Grenzen den Zugang zu einem wichtigen Teil der Nachwuchskräfte. «Wo wir uns als Region und auch bei uns in der BLKB verbessern können und auch müssen, ist der IT-Bereich. Ohne IT läuft heute nichts mehr», bestätigt John Häfelfinger, CEO der Basellandschaftlichen Kantonalbank (BLKB). Die Bedeutung des Basler Bankenplatzes werde innerhalb der Schweiz zuweilen unterschätzt. Dem Arbeitskräfteangebot fehle die notwendige Breite.

Dringenden Handlungsbedarf orten die hiesigen Banker unisono am gleichen Ort, bei der Überregulierung, die massvoller und differenzierter gestaltet werden sollte. Notabene ein Punkt, der auf Genfer und Zürcher genauso zutrifft. Ein Basler Banker denkt radikal und fordert, das «grenzenlose Wachstum» der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) personell zu beschränken und den Personalbestand auf 200 Vollzeitstellen zu halbieren. Dadurch würde sich ganz natürlich und schnell ein Fokus auf die relevanten Fragestellungen ergeben.

Im internationalen Kontext plädieren Basler Finanzakteure für einheitliche Wettbewerbsbedingungen und gleiche Transparenzvorschriften sowie Massnahmen zur Bekämpfung der Geldwäscherei und Steuerhinterziehung. Erste Schritte zeigten in die richtige Richtung. Erwähnt werden insbesondere die globalen Standards für den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten (AIA), der die grenzüberschreitende Steuerhinterziehung verhindern soll. Nicht zuletzt sollte auch die Gleichwertigkeit der schweizerischen Börsenregulierung durch die EU anerkannt werden.

Kritik an Rahmenbedingungen
Hiesige Bankenverantwortliche beklagen den zunehmenden Verlust des Wettbewerbsvorteils einer ausgezeichneten Verkehrsanbindung. Im Vergleich mit Zürich und Genf entwickeln sich Luft- und Schienenverkehr an Basel vorbei. Auch die Einschränkungen im Individualverkehr werden an gewissen zentralen Standorten kundenorientierte Aktivitäten verschwinden lassen. Schliesslich sind bisher wenige Bemühungen der Politik erkennbar, die den Finanzbereich, der im Vergleich zu den Life Sciences ein Schattendasein führt, durch innovative Ansätze fördern. Dies im Gegensatz zu anderen, aufstrebenden Regionen wie der Innerschweiz oder den Schwergewichten in Zürich und Genf.

Erwähnenswert zum Schluss: Die Steuern sind kein Problem für die Basler Banken. In der Umfrage wurde dieser Faktor nicht erwähnt, obwohl die Basler Steuerbelastung überdurchschnittlich ist und vor allem erfolgreiche Banken belastet.

Trafina Privatbank AG ladet 150 Kinder ins Kindertheater "Arlecchino" ein

Die Trafina Privatbank AG lud am 18. April 2018 rund 150 Kinder der Profawo Kindertagesstätten ins Kindertheater «Arlecchino» ein. Diese genossen nach der Vorstellung «Jim Knopf und Lukas dr Loggifüehrer» ein gemeinsames Zvieri mit den Bankenvertretern. Vor der Vorstellung hatten Bankmitarbeitende die Möglichkeit, in den diversen Kindertagesstätten Einblick zu erhalten.

Mitarbeitende von Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers erlernen, wie Reben neu gepflanzt werden.

Am 10. April 2018 fand der erste Volunteering Day des Jubiläumsjahrs der Basler Bankenvereinigung statt. 15 Mitarbeitende von Dreyfus Söhne & Cie AG, Banquiers ersetzten Gutedel Trauben (auch Chasselas genannt), die unter anderem dem Frostjahr in 2017 zum Opfer fielen. Mit fachkundiger Anleitung des Rebmeisters Sascha Simmendinger wurden diese neu angepflanzt.

Ein Berufsbild ändert sich

Die Welt der Banken wird morgen eine andere sein als heute. Digitalisierung, Big Data, Blockchain, Fintech und Regtech wandeln die Finanzwelt um. Spezialisten, Wissenschaftler und Banker können nur erahnen, in welche Richtung der Transformationsprozess geht. Nichts ist fix. Der Duchschnittsbürger wird mit neuen Begriffen konfrontiert, die er kaum mehr versteht.

Mit der Veränderung der Branche wandelt sich auch das Anforderungsprofil der Bankangestellten grundlegend. Bislang waren vornehmlich betriebliche Tätigkeiten oder Anlagen von der Digitalisierung betroffen. Fortan wird mehr die Arbeit selbst tangiert, einschliesslich diejenige qualifizierter Fachkräfte. Auch bei den Banken. Entsprechend formen sich die künftigen Kompetenzanforderungen um. Der Zürcher Bankenverband hat die Studie «Bankfachspezialisten 2030» in Auftrag gegeben. Die Resultate sind Ende 2017 bekanntgegeben worden und so spannend wie instruktiv.

Massentaugliche Innovationen
Fest steht, dass sich die Berufsbildermassgeblich verändern. «Neue innovative, digitale Dienstleistungen werden zunehmend massentauglich. Gleichzeitig bleiben die persönliche Beratung und Betreuung als Dienstleistung und zur Vertrauensbildung für Kundinnen und Kunden bedeutend – ebenso wie die Daten- und Systemsicherheit im Bankgeschäft», halten die Autoren der Studie «Bankfachspezialisten 2030» fest. Die Wahrscheinlichkeit der Digitalisierung oder Automatisierung sei besonders hoch bei repetitiven Tätigkeiten mit einem geringen Komplexitätsgrad und ohne besondere Ausbildungsanforderungen, meint Balz Stückelberger, Geschäftsführer von Arbeitgeber Banken, dem Arbeitgeberverband der Banken in der Schweiz. In diesen Bereich gehört zum Beispiel die Datenerfassung, die der Computer schneller und mit einer geringeren Fehlerquote erledigen kann. Die Eingangshallen der Banken benötigen weniger Personal. Sie werden umgebaut und mit Geldautomaten und Beratungsdesks versehen. Oder Geldautomaten ersetzen zuweilen Filialen.

Der Mensch bleibt im Bankengeschäft eine zentrale Figur, darin sind sich die Fachleute einig. Das ist schon mal eine beruhigende Nachricht. Aber der Beruf ist kein Selbstläufer mehr. Um den Job zu behalten und vor allem auch um vorwärtszukommen, müssen sich Angestellte mehr ins Zeug legen als bisher. Die Weiterbildung und die Interdisziplinarität stehen im Vordergrund, weil das Bankfach rasant technischer wird. Die Entwicklung verläuft je nach Bereich in verschiedene Richtungen. Bei der Kundenberatung und -betreuung findet der einschneidendste Übergang statt. Von Veränderungen bis hin zur vollständigen Erneuerung der Tätigkeitsfelder ist die Rede. Die Digitalisierung werde übergreifend die Mehrheit der Kompetenzen beeinflussen und hohe Anforderungen an die Lern- und Wandlungsbereitschaft stellen, heisst es in der Studie.

Papierloses Büro
Der Bankangestellte kann sich also nicht auf seine Grundausbildung verlassen, seine Pflicht am Arbeitsplatz erfüllen und getrost darauf warten, was da kommt. Wer jung ist, kann sich an den Rhythmus einer stetigen Weiterbildung gewöhnen. Wer aber heute 45 Jahre als ist, hat vielleicht noch zwanzig Berufsjahre vor sich; für ihn stellt der Übergang in die neue Bankenwelt eine besonders grosse Herausforderung dar.

Für die Laufbahn bedeutet dies, dass sie nicht, wie seit Jahrzehnten gewohnt, linear-vertikal verläuft, sondern sich multidirektional und horizontal bewegt. Mit anderen Worten, von den Bankangestellten erwarten die Chefs funktionale Flexibilität und Eintauchen in neue Welten.

Ein heikles Thema ist die quantitative Personalentwicklung. Jobs werden verschwinden, neue kommen hinzu. Wie fällt der Saldo aus?

Die Credit Suisse arbeitet daran, bis Ende dieses Jahres rund 200 Arbeitsprozesse zu digitalisieren, vom ersten Kontakt mit dem Kunden über die Beratungsdienstleistung bis zur Verarbeitung im Backoffice. Das langfristige Ziel der CS ist ein papierloses Büro. Noch aber sind viele Dienstleistungen zu komplex, als dass sie vollständig automatisiert werden können. Das klingt vorerst für die Arbeitnehmer nicht gut.

Es gibt auch Gegenbewegungen. Man kann abschätzen, dass bei vielen Prozessen im Kerngeschäft weniger Menschen gebraucht werden, in der Informatik jedoch mehr. Dann kommt es auf den Erfolg der Bank an. Kann sie ihr Volumen ausdehnen, beispielsweise bei der Vermögensverwaltung, hilft das, die Differenz zu minimieren, eventuell sogar den Stellenbestand zu steigern. Stückelberger sagt es so: «Mit der Digitalisierung steigt die Produktivität, und neue Märkte können erschlossen werden, wodurch wiederum neue Arbeitsplätze entstehen.» Er sieht eine steigende Beschäftigung.

Das Beratungsunternehmen Deloitte berechnet das Digitalisierungspotenzial für die Schweiz auf 270 000 Stellen netto. Für die Bankbranche prognostiziert es eine deutlich unterdurchschnittliche Automatisierungswahrscheinlichkeit. Der essenzielle Kundenkontakt dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Stellenwachstum im Finanzsektor ist in den wachsenden banknahen Unternehmen von Fintech und Regtech offensichtlich.

Arbeitgeber in der Pflicht
Viele Banken beschäftigen künftig im Kerngeschäft eher weniger als mehr Personen. Die Digitalisierung muss sich schliesslich lohnen. Stückelberger ist aber davon überzeugt, dass unter dem Strich die Beschäftigung insgesamt im Bankensektor zunehmen wird. Zurzeit sind in der Schweiz bei den traditionellen Banken 101 400 und mit den banknahen Finanzdienstleistern rund 145 000 Mitarbeitende (Vollzeitbasis) beschäftigt.

Wie auch immer, das Berufsbilddes Bankangestellten wandelt sich. Nicht nur die Arbeitnehmer, auch die Arbeitgeber sind gefordert. Das sieht auch Stückelberger so. Beide müssten den Transformationsprozess gemeinsam gehen. Weiterbildungsmassnahmen sollen insbesondere auch bei den älteren Mitarbeitenden ansetzen, damit diese möglichst lange im Betrieb eingesetzt werden können. Alle Bankbeschäftigten müssen mit dem sich permanent verändernden Arbeitsmarkt Schritt halten (Employability). Damit sind Medien- und Technologiekompetenz, vernetztes und interdisziplinäres Denken, Teamfähigkeit und Kontaktfähigkeit sowie Flexibilität und Offenheit gefragt.

Die Arbeitgeber tun gut daran, mit Weiterbildungsprogrammen diese Fortbildung zu intensivieren und auszubauen. Erste Schritte sind getan. Arbeitgeber Banken und der Kaufmännische Verband Schweiz haben den Kurs «Arbeitsmarktfähigkeit 4.0» entwickelt und lanciert. Er richtet sich an erfahrene Mitarbeitende und beinhaltet insbesondere die Themen Digitalkompetenz und Selbstmanagement.

Die Bankangestellten stehen vor einer spannenden Zukunft. Ihre Arbeitsgebiete verändern sich, weil viele repetive Tätigkeiten wegfallen. Daraus ergeben sich neue Möglichkeiten. Die Bankkarriere gewinnt an Attraktivität.

«Zukunftsstudie Bankfachspezialisten 2030», eine interdisziplinäre Studie des Instituts ZHAW School of Management and Law.

Banken im Sog der Digitalisierung

Die Digitalisierung verändert die Bankenwelt dramatisch. Das Angebot der Banken bleibt im Kern mehr oder weniger dasselbe, aber es wird anders produziert, verpackt und verkauft. Die Kunden fragen weiterhin nach Krediten, Anlageprodukten, Serviceleistungen, Währungen und sonstiger Beratung, aber sie wollen diese schneller, direkter und individueller abrufen oder konsumieren, wie sie das in anderen Branchen zum Teil bereits gewohnt sind. Das Onlinebanking kennen wir seit einiger Zeit, es wächst stetig. Wir zahlen Rechnungen per E-Banking oder wir tätigen Börsengeschäfte ohne Anlageberater. Uns vertraute Filialen verschwinden oder es wird ihnen eine neue Innenarchitektur übergezogen. Der lieb gewonnene Bankschalter stirbt langsam aus, vielmehr besetzen Geldautomaten und Beratungsdesks den Eingangsbereich der Bank.

Der digitalisierte Zahlungsverkehr ist am weitesten fortgeschritten, namentlich bei der jüngeren Generation. Europa wickelt die Hälfte aller Transaktionen nicht mehr mittels Bargeld ab. Das Wachstum der digitalen Zahlungen überschritt 2015 weltweit zum ersten Mal zehn Prozent und erreichte 2015 stolze 426,3 Milliarden Transaktionen, 100 Milliarden mehr als 2012. Die Möglichkeiten sind längst nicht ausgeschöpft, sowohl quantitativ als auch qualitativ.

In welche Richtung schreitet die Entwicklung voran? Wie gestaltet sich das Bankgeschäft in fünf, zehn oder 20 Jahren? Welche Funktionen und Kompetenzen wird der Bankangestellte dannzumal ausüben? Dazu gibt es dicke Studien, siehe Quellen. Die liefern zwar keine schlüssigen Antworten, dafür alternative Szenarien mit handfesten Trends.

Neue Branchen
Zwei Begriffe geistern durch die Bankenlandschaft und pflügen sie langsam um: Fintech und Regtech. Fintech ist ein Sammelbegriff für technologische Finanzinnovationen, das können Finanzinstrumente oder -dienstleistungen sein. Fintech ist eine neue Branche, deren Unternehmen digitale und technologische Finanzneuigkeiten anbieten. Lösungen für den Versicherungsbereich werden als InsurTech bezeichnet, Lösungen für den Bereich der Vermögensverwaltung als WealthTech und solche für den Bereich des Zahlungsverkehrs als PayTech.

Fintech beschleunigt einmal die zentrale Datenspeicherung. Dabei stehen die in die sogenannten Clouds verlagerten Aktivitäten im Vordergrund. Fintech stellt diese Clouds bereit und übernimmt Teile der Wertschöpfungsketten der Banken und der Versicherungen. Damit konkurrenzieren sich diese gleichzeitig, aber es wird sich daraus eine gegenseitige Abhängigkeit und Kooperation herausschälen. Man muss auch realistisch sein. «In Zukunft wird die ganze Software an zentralen und nicht mehr firmeneigenen Standorten verwaltet, gewartet und entwickelt», mutmasst Herbert Scheidt, Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung. Damit lasse sich die Idee einer Superbank, einer stärkeren Zusammenarbeit der Banken, deutlich günstiger realisieren.

Regtech steht für Innovationen und moderne Technologien im Umfeld der Regulierung, insbesondere bei den Banken- und den Finanzmärkten. Regtech-Firmen suchen nach Massnahmen und Technologien, welche die Compliance und das Risikomanagement unterstützen sowie Prozesse optimieren. Schon heute werden Kundeneröffnungsprozesse für Private und Unternehmen («digitales Onboarding») vollständig automatisiert. Dies senkt die Kosten und ermöglicht, dass Banken die zunehmende Komplexität der regulatorischen Prozesse besser bewältigen können. Wenn regulatorische Vorgaben automatisiert werden, entlastet dies obendrein die Kundenberater und die Compliance-Mitarbeitenden. Regtechist nicht zuletzt ein Produkt des Fintech-Bereichs, steckt in der Schweiz aber noch in den Anfängen, muss sich noch entwickeln und etablieren.

Die Banken mausern sich zu eigentlichen Technologieunternehmen. Damit verbunden sind die erwähnten heiklen Themen Compliance und Cyber Security. Sie rufen Besorgnisse hervor und führen zu heftigen Diskussionen. Zu welchen Resultaten technologisch die künstliche Intelligenz und die Blockchain führen werden, können wir nur erahnen. Die Blockchain wird mit grosser Wahrscheinlichkeit die Verwaltung der Daten und die Transaktionsprozesse erleichtern. Das Thema «Big Data» dringt immer tiefer in das Bewusstsein der Finanzinstitute ein. Der Chief Data Officer avanciert zur Schlüsselfigur in den Führungsgremien.

Eine ganz besondere Herausforderung bedeutet die Cyber Security. Wenn es der Schweiz gelingt, in diesem Sektor einen Schwerpunkt zu setzen, dann kommt zu den traditionellen Standortvorteilen wie politische, regulatorische und wirtschaftliche Stabilität ein weiterer hinzu, der die Wettbewerbsfähigkeit der Banken stützen würde.

Schrumpfprozess?
Der schweizerische Finanzplatz wird sich also einschneidend verändern. Uneinig sind sich die Fachleute allerdings darüber, ob er schrumpfen wird. Philipp Hildebrand, der frühere Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), glaubt dies nicht. Er verweist auf das schweizerische Bankgeheimnis, dessen Aufweichung auch keinen drastischen Rückgang zur Folge gehabt habe. Ob er hier nicht politische Birnen mit technologischen Äpfeln vergleicht?

Immerhin ist seit 2000 ein Fünftel aller Schweizer Bankfilialen verschwunden. In 348 Gemeinden findet sich keine Filiale mehr. Dies hat die Handelszeitung für die Jahre 2001 bis 2017 ermittelt. Ökonomen sehen die Entwicklung unproblematisch. «Das Filialsterben ist Ausdruck des technischen Fortschritts», urteilt Christoph A. Schaltegger, Professor an der Universität Luzern, «und des funktionierenden Wettbewerbs.» Banken könnten heute nicht mehr mit Standarddiensten punkten. «Das dichte Filialnetz hat nicht mehr denselben Nutzen für den Kunden wie früher.»

Man darf aber davon ausgehen, dass die Kunden auch in Zukunft die Nähe zu ihrer Bank suchen. Sie schätzen die zwischenmenschlichen Beziehungen und suchen Sicherheit.

Von der vollständigen Elektronisierung des Bankengeschäfts sind wir noch ein Stück weit entfernt. Aber der Prozess scheitet voran. Die Credit Suisse strebt als langfristiges Ziel das papierlose Büro an. In einem ersten Schritt sollen rund 200 Arbeitsprozesse von Anfang bis zum Ende digitalisiert werden, von der Kontaktaufnahme des Kunden über die Beratungsdienstleistung bis zur Verarbeitung im Backoffice. Damit verschwindet viel Handarbeit. Ende dieses Jahres soll die Zwischenetappe beendet sein.

Obwohl die Banken für die Digitalisierung besonders geeignet sind, weil ihr Geschäft fast gänzlich auf Zahlen basiert, müssen sie noch viele harte Nüsse knacken, weil Dienstleistungen äusserst komplex sein können. Das Handy-Banking hat sich noch nicht durchgesetzt, die E-Hypothek ist erst im Kommen. Die Digitalisierung der Banken wird wahrscheinlich alle Bereiche der Branche erfassen. Wir stehen vor einer spannenden Branchenzukunft.

Nase vorn
Wer bei der Digitalisierung die Nase vorn hat, der besteht den Konkurrenzkampf im internationalen Bankgeschäft. Das schweizerische Erfolgsrezept der Vergangenheit ist das Erfolgsrezept der Zukunft. Fokussierung, Innovation, globale Ausrichtung, gute Rahmenbedingungen. Und ganz wichtig: hervorragende Mitarbeitende. Sie müssen permanent auf dem neusten technologischen Stand geschult werden. Die Digitalisierung der Finanzbranche verändert das Anforderungsprofil der Bankangestellten massiv. Davon wird im nächsten Beitrag die Rede sein.

Quellen: Krisenfeste Schweizer Banken, Die Regulierung von Eigenmitteln, Liquidität und «Too big to fail», NZZ Libro 2018, 763 Seiten; Zukunft Bankfachspezialisten 2030, ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, 2017, 142 Seiten